Dienstag, 16.07.2019

FranziskusForum „Schnarchen, Schlaf- und Atemstörung“

„Nächtliches Sägen“ an sich ist zwar lästig, hat aber noch keinen Krankheitswert. Wenn sich das Schnarchen jedoch verstärkt, Atemaussetzer hinzukommen und die Person zusehends unausgeschlafen ist, besteht Handlungsbedarf. Beim FranziskusForum informierten daher Experten aus dem St. Franziskus-Hospital und dem FranziskusCarré über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von „Schnarchen, Schlaf- und Atemstörungen“.

Die Akteure des Abends (v.l.): Frank Musiol, Dr. Robert Koss, Lars Niehoff, Dr. Jürgen Biermann, Michelle Wennemann, Prof. Dr. Ralf Heermann, Dr. Ulrike Teßarek, Dr. Arne Wichmann, Ulrike van Lochum und Prof. Dr. Daniel Pauleikhoff.

In einer ausführlichen Anamnese werden zunächst die individuellen Beschwerden ermittelt. Dabei hilft ein Fragebogen zur Erfassung der Müdigkeit am Tag und ein Messgerät, das nachts im gewohnten häuslichen Umfeld eingesetzt wird. Bei Bedarf schließt sich eine Untersuchung im Schlaflabor an, um einen individuellen Therapieplan zu erstellen. Als Goldstandard gilt hierbei die sogenannte CPAP-Therapie, bei der die Atemwege mit Hilfe einer Maske durch einen kontinuierlichen Luftstrom während der Nacht offengehalten werden. Gleichzeitig können aber auch grundsätzliche Maßnahmen hilfreiche sein. So beeinflusst z.B. das Körpergewicht den Schlaf in besonderem Maße. Eine Gewichtsabnahme um 10-15 Prozent könne die Häufigkeit der Atemaussetzer auf die Hälfte reduzieren, erläuterte der Lungenfacharzt und Schlafmediziner Dr. Arne Wichmann.
Prof. Dr. Ralf Heermann aus dem HNO-Zentrum Münsterland gab einen Überblick über weitere diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Mit Hilfe der Schlafendoskopie können Ursachen geklärt werden und das Schnarchen kategorisiert werden. In Filmen bekamen die Besucher einen Eindruck von den unterschiedlichen Erscheinungsformen. Neben apparativen Maßnahmen wie Klammern oder Dilatoren kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein, wenn anatomische Hindernisse vorliegen oder die Verengungen der Atemwege dauerhaft gefestigt werden können. Aber auch hier gilt: Unabhängig von der medizinischen Therapie, kann jeder Betroffene selbst tätig werden und durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten und der Schlafumgebung gesunde Schlafbedingungen schaffen.
Auch Zahnmediziner können die richtigen Behandlungspartner sein. So kann eine Anti-Schnarch-Schiene die Atemwege während des Schlafes freihalten und den Kreislauf der Atemaussetzer unterbrechen. Dr. Robert Koss, Experte für Oralchirurgie und Implantologie, erläuterte die Vorteile der Protrusionsschienen und betonte die individuelle Anpassung und den hohen Tragekomfort dank der spezifischen Kiefervermessungen. Auch wenn die gesetzlichen Kranken­versicher­ungen nicht zur Kostenübernahme verpflichtet seien, würden diese in vielen Fällen bei medizinischer Notwendigkeit die Kosten erstatten.
Dr. Jürgen Biermann, Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie, zeigte den Zusammenhang zwischen schlafbezogenen Atemstörungen und dem Herzkreislauf auf. So sind Auswirkungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt nachgewiesen und der Kardiologe fasst zusammen: „Patienten mit schweren schlafbezogenen Atemstörungen haben ein bis zu 3-fach höheres Risiko zu sterben als Menschen ohne diese Störung.“ Die Behandlung der Schlafstörungen stelle somit häufig eine grundlegende Therapie dar und habe auch positive Effekte auf bereits bestehende Herzkreislauferkrankungen.