Gebärmutterhalskrebs | Zervixkarzinom

Gebärmutterhalskrebs kann in jedem Lebensalter auftreten und ist meistens durch die Infektion mit den Humanen Papilloma Viren (HPV) verursacht. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 4600 Frauen daran. Damit gehört diese Krebsart zu den eher seltenen bösartigen Erkrankungen bei Frauen.
Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs hängt vor allem davon ab, ob eine Frau an der Früherkennung teilnimmt, ob sie gegen HPV geimpft und wie alt sie ist.
Gebärmutterhalskrebs ist vor allem in einem frühen Stadium sehr gut behandelbar.

Symptome & Diagnose

Gebärmutterhalskrebs macht zu Beginn meist keine Beschwerden. Es gibt keine frühen und sicheren Anzeichen für diesen Krebs. Die Erkrankung verläuft über Vorstufen, deshalb sind regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen bei der Frauenärztin / beim Frauenarzt wichtig. In Deutschland kann jede Frau ab dem 20. Lebensjahr eine Früherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt durchführen lassen. Die Kosten werden von den Krankenversicherungen übernommen.

Ein fortgeschrittener Gebärmutterhalskrebs macht sich mit Beschwerden bemerkbar wie z.B.  auffälliger Scheidenausfluss oder ungewöhnliche Blutungen.

Bei einem Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs wird bei der gynäkologischen Untersuchung der Muttermund untersucht und ein Abstrich von dort sowie aus dem Gebärmutterhalskanal durchgeführt. Die Abstriche werden im Labor aufbereitet und auf Zellveränderungen untersucht (sogenannter Pap-Test). So lassen sich symptomlose Krebsvorstufen frühzeitig erkennen.

Bei Auffälligkeiten bieten wir den Betroffenen eine spezielle Dysplasie-Sprechstunde an. Dort kann eine Gewebeentnahme und/oder die Entfernung eines Kegels aus dem Gebärmutterhals (Konisation) besprochen werden. Erst nach der feingeweblichen Untersuchung kann sicher entschieden werden, ob es sich um Gebärmutterhalskrebs handelt.

Ursachen & Risikofaktoren

Gebärmutterhalskrebs ist die seltene Folge einer Infektion mit sogenannten Humanen Papillomaviren (HPV). Die Viren werden hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr übertragen. HPV-Infektionen sind sehr häufig, bleiben jedoch meist unbemerkt. In den meisten Fällen bekämpft das Immunsystem die Krankheitserreger innerhalb kurzer Zeit. In seltenen Fällen überleben die Viren jedoch und nisten sich in den Zellen der Gebärmutterhalsschleimhaut ein. Dies kann über Zellveränderungen zu Krebsvorstufen und zu Krebs führen.
Als weitere Risikofaktoren gelten unter anderem das Alter, Rauchen sowie ein häufiger Wechsel der Geschlechtspartner. Genetische Faktoren spielen bei dieser Krebsart kaum eine Rolle.

Vorbeugung: Impfung

Durch eine Impfung gegen Humane Papilloma-Viren kann das Risiko von Gebärmutterhalskrebs deutlich gesenkt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für alle Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren - vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenversicherungen.

Behandlung: Operation

Bei einer Krebsvorstufe wird in der Regel eine Konisation empfohlen. Dabei wird ein kegelförmiger Teil des Muttermunds und der Schleimhaut mit einer elektrischen Schlinge, bzw. Laser entfernt. Der Eingriff wird häufig mit einer Ausschabung der Gebärmutterhals-Schleimhaut kombiniert. In der Regel ist dies ein ambulanter Eingriff mit einer kurzen Vollnarkose. Nach der Konisation kann die betreffende Frau weiterhin Kinder bekommen.  

Bei einem Gebärmutterhalskrebs ist eine umfassendere Operation erforderlich. Abhängig von dem Stadium der Erkrankung werden ergänzende Untersuchungen durch eine Kernspintomographie des Beckens (MRT), eine Harnblasenspiegelung oder eine Enddarmspiegelung vor der eigentlichen Operation durchgeführt.

Die Operation wird bei uns in den meisten Fällen zunächst minimal- invasiv durch eine Bauchspiegelung (= Schlüsselloch-OP) durchgeführt. Die Beckenlymphknoten werden entnommen und noch während der Operation untersucht. Bei kleineren Tumoren wird die Wächterlymphknotentechnik eingesetzt. Abhängig vom feingeweblichen Befund der Lymphknoten wird entschieden, ob laparoskopisch oder per Bauchschnitt weiter operiert wird. Es folgt die Entfernung der Gebärmutter und der Lymphknoten entlang der Hauptschlagader.

Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für den weiteren Verlauf ist, sollte der Eingriff ausschließlich in einem gynäkologischen Krebszentrum mit erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden. Das Operationsteam in unserer Klinik besteht aus sehr erfahrenen gynäkologischen Chirurgen, die durch Viszeralchirurgen, Anästhesisten und ggf. Urologen unterstützt werden. Neben den herkömmlichen Instrumenten werden moderne Elektro- und Ultraschallskalpelle eingesetzt, um das Gewebe maximal zu schonen und eine schnelle Wundheilung ohne Komplikationen zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Anästhesisten erfolgt bereits während der Operation eine intensive Schmerztherapie für eine optimale Erholung. Im Anschluss können Patientinnen mit Schmerzpumpen die Schmerzlinderung individuell nach Bedarf steuern.

Behandlung: Strahlen- oder Chemotherapie

Ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, wird eine Bestrahlung durchgeführt. Auch wenn eine Operation aus gesundheitlichen oder anderweitigen Gründen nicht möglich oder nicht erwünscht ist, stellt die Bestrahlung eine Alternative dar. Bei Patientinnen mit speziellen Risiken wird die Strahlentherapie als zusätzliche Maßnahme nach der Operation durchgeführt. Durch die Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie), lassen sich die Heilungsaussichten deutlich verbessern. Die Bestrahlung wirkt dabei lokal an der betroffenen Körperstelle, während die Chemotherapie auch bereits gestreute Krebszellen erfasst. Das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv) kann dadurch gesenkt werden.

Die Therapieplanung erfolgt im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz. Unsere Therapieempfehlungen werden nach ausführlicher Diskussion in der Tumorkonferenz getroffen. Hier wird die individuelle Situation jeder einzelne Patientin gemeinsam von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Strahlenmediziner betrachtet, um die bestmöglichen Therapieschritte zu planen. Berücksichtigt werden dabei nicht nur das Ausmaß des Tumors, sondern vor allem auch das allgemeine Befinden, die Lebenssituation und persönliche Risikofaktoren wie Nebenerkrankungen oder früheren Operationen.

Individuelle Erhaltungstherapie

Neben Operation und Chemotherapie gibt es Medikamenten, die spezifischer auf Krebszellen wirken als auf normale Zellen. Eine solche Behandlung wird als zielgerichtete Therapie bezeichnet. Hierdurch verbessern sich die Prognosen und die Krankheit kann länger kontrolliert werden. Bei der Antikörpertherapie werden sogenannte Angiogenesehemmer eingesetzt, die die Blutgefäßbildung im Tumor unterbinden, so dass diese nicht weiterwachsen und streuen können. So soll das Auftreten eines Rezidivs möglichst lange hinausgezögert werden. Welche Form dieser Erhaltungstherapie eingesetzt wird, richtet sich nach individuellen Voraussetzungen. Ziel ist immer eine optimale Verträglichkeit und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.

Studien

In vielen Fällen können wir die Teilnahme an einer klinischen Studie anbieten. Hierdurch kann die Versorgung und die Lebensqualität sowohl bei der Ersterkrankung als auch beim Wiederauftreten des Karzinoms (Rezidiv) verbessert werden. Die Möglichkeit der Studienteilnahme beziehen wir bei der Therapieplanung von Beginn an mit ein.
Weitere Informationen zu unseren Studien. 

Ganzheitliche Behandlung

In unserem Gynäkologischen Krebszentrum stehen neben der medizinischen Therapie die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Nebenwirkungen im Fokus. Erschöpfungssymptome und andere Folgen der Standardtherapie können durch eine ganzheitliche Krebstherapie gelindert werden.

Komplementärmedizinische Beratung

Viele Krebspatientinnen suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, vor allem aus dem Bereich der Naturheilkunde. Auch in unserem Klinikalltag fließen vermehrt komplementärmedizinische Behandlungsansätze ein. In den letzten Jahren ist viel zu unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen geforscht worden und 2021 ist erstmals auch eine S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen erschienen.

Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Komplementärmedizin stets als Ergänzung, nicht als Alternative zur empfohlenen schulmedizinischen Krebstherapie zu verstehen ist.

Sollten Sie Interesse an diesen Therapieverfahren haben, können Sie uns gern ansprechen. Auch wenn Sie Fragen zur Linderung bestimmter Symptome mit Hilfe komplementärmedizinischer Verfahren haben, können Sie sich an uns wenden

Rehabilitation und Nachsorge

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung.
Da die Erkrankung und deren Behandlung stark belasten kann, ist für viele Patientinnen ein Reha-Maßnahme sinnvoll, um die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Je nach individueller gesundheitlicher, sozialer und beruflicher Situation können sie von unterschiedlichen stationären oder ambulanten Angeboten profitieren.

Nach einer Krebsbehandlung empfehlen wir, regelmäßige Nachsorgetermine wahrzunehmen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus möchten wir die Patientinnen auch in ihrer Genesung unterstützen und begleiten. Das Risiko eines Rezidivs ist in den ersten drei Jahren nach der Operation sehr hoch. In dieser Zeit finden engmaschige, ca. alle 10 bis 12 Wochen, Nachsorgetermine statt. Ab dem dritten und fünften Jahr nach der Operation werden die Untersuchungen halbjährlich und jährlich durchgeführt.