Dienstag, 09.05.2023

50 Jahre Pflege: "Ich müsste nicht mehr, aber ich komme gern!"

Es ist ein Jubiläum der besonderen Art, das am St. Franziskus-Hospital Münster vor ihr bisher nur Ordensschwestern der Mauritzer Franziskanerinnen erreicht haben: Seit 50 Jahren versorgt Angelika Henschel die Patientinnen und Patienten des Hospitals mit Herz, Verstand und Fachwissen. Und hat dabei den Wandel der Zeit in der Pflege hautnah miterlebt.

Als Angelika Henschel am 1. April 1973 als frisch examinierte Kinderkrankenschwester auf der Kinderstation des Franziskus Hospitals anfing, sah dort noch einiges anders aus: alle Stationen wurden von Ordensschwestern geleitet, die Krankenpflegerinnen trugen Kleider und Häubchen, morgens um 7 Uhr wurde ein Gebet per Lautsprecher in alle Zimmer übertragen. Auch die Arbeit unterschied sich in vielen Dingen von der heutigen Tätigkeit. „Die Menschen blieben viel länger bei uns, es wurde mehr Wert auf Schonung gelegt, es war insgesamt viel ruhiger auf den Stationen“, erinnert sich die 70-jährige. Gearbeitet wurde in Teildiensten, jeweils morgens und abends, während man mittags frei hatte und nach Hause ging. Auch deshalb wohnten viele der Mitarbeitenden in den nah gelegenen hauseigenen Wohnheimen.

„Die Pflege hat sich mit den Jahren verändert“, sagt Angelika Henschel. „Sie ist spezieller geworden und die Fälle komplexer.“ Der demographische Wandel führt heute dazu, dass viele Menschen mit gleich mehreren nebeneinander bestehenden Erkrankungen betreut werden. Gleichzeitig eröffnet der medizinische Fortschritt in vielen Bereichen immer neue Behandlungsmöglichkeiten. „Die Pflegenden spezialisieren sich immer öfter auf bestimmte Gebiete und werden somit zu gefragten Experten,“ beschreibt Frau Henschel eine Entwicklung, die auch sie selbst schon früh von sich aus initiiert hat: 2004 suchte sie eine Veränderung und begann im Alter von 52 Jahren eine Weiterbildung im Bereich „Stoma, Wunde, Kontinenz“. Zehn Jahre lang baute sie die neue Abteilung Wundmanagement allein auf, bevor sie schließlich Kolleginnen und Kollegen an die Seite gestellt bekam. Heute ist das Wundmanagement ein zentraler Bestandteil der Pflege im Hospital. Und auch Angelika Henschel ist den meisten Mitarbeitenden im Franziskus Hospital ein Begriff.

„Frau Henschels Werdegang in unserem Haus ist ein tolles Beispiel nicht nur für die Erfüllung, die der Beruf Pflege mit sich bringen kann, sondern auch für die Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die er bietet“, sagt Markus Wahlers, Pflegedirektor des St. Franziskus-Hospitals. „Pflege ist heute in hohem Maße professionell, teilweise sogar akademisiert, aber noch immer nah am Menschen.“

Diese Nähe zum Menschen ist es, die Frau Henschel auch weiterhin ins Franziskus Hospital zieht. Denn obwohl sie 2018 offiziell in Rente gegangen ist, ist sie noch immer an drei Tagen in der Woche im Haus und versorgt Patientinnen und Patienten mit Wunden – mit großem Fachwissen und einem noch größeren Erfahrungsschatz. „Ich müsste ja nicht mehr, aber ich komme gern! Die Zusammenarbeit im Team macht mir viel Freude und die Atmosphäre ist so nett,“ resümiert Frau Henschel. „Wie lange ich noch bleibe – das weiß ich noch nicht genau.“