Samstag, 18.05.2024

„Es lohnt sich, für ein erfüllendes Leben zu kämpfen“: Michaela Heinemann führte lange ein Leben mit chronischer Darmkrankheit – im St. Franziskus-Hospital hat sie sich nun operieren lassen

Als Dr. Michaela Heinemann 1982 an Colitis ulcerosa erkrankte, war sie zehn Jahre alt. Es folgten endlose medikamentöse Behandlungen, alternative Therapieansätze und Ernährungsumstellungen. Bis sich 2023 schließlich abzeichnete, dass ein chirurgischer Eingriff unumgänglich ist. Begleitet und behandelt wird sie dabei im St. Franziskus-Hospital Münster.

Freuen sich über den Behandlungserfolg: Dr. Michaela Heinemann (vorne), Stoma-Therapeutin Francis Helmer, Prof. Dr. Matthias Brüwer (Mitte) und Prof. Dr. Bernhard Glasbrenner.

Bei einer Colitis ulcerosa ist der Dickdarm chronisch entzündet. Neben sehr schmerzhaften Episoden werden auch Ernährung, Verdauung, Gewichtszunahme sowie chronische Erschöpfung zum Problem, was die Bewältigung des Alltags stark beeinträchtigen kann. Michaela Heinemann hat nie aufgegeben: Alle gängigen medikamentösen Behandlungen hat sie probiert, sie nahm viel Kortison und über viele Jahre hinweg auch Immunsuppressiva. Dabei verlor sie nie aus den Augen, was sie außerdem erreichen wollte: Sie studierte, promovierte im Fach Lebensmittelchemie und machte später noch einen Master in Ernährung und Gesundheit. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Münsteraner Unternehmen, welches auf Darmgesundheit spezialisiert ist, spielt Geige im Mozart-Orchester Münster und ist Mitglied der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV e.V.), in der sie sich auch schon ehrenamtlich engagiert hat. „Man lernt früh, sich von der Erkrankung nicht entmutigen zu lassen und für bessere Zeiten zu kämpfen“, sagt sie und ist stolz auf ihren Werdegang, den sie trotz aller Widrigkeiten geschafft hat.

Im März 2021 erlitt Michaela Heinemann erneut einen starken Entzündungsschub, der ihren Gesundheitszustand so sehr verschlechterte, dass eine ambulante Behandlung wie bisher nicht mehr möglich war. Im St. Franziskus-Hospital wurde sie stationär aufgenommen. Die Behandlung in der Medizinischen Klinik II durch Chefarzt Prof. Dr. Bernhard Glasbrenner konnte die Schübe zwar lindern, ein dauerhaft stabiler Gesundheitszustand wurde aber nicht wieder erreicht. Nach einem erneuten, schwer behandelbaren Schub im Sommer 2023 riet ihr behandelnder Gastroenterologe in Abstimmung mit den Spezialisten des Franziskus Hospitals schließlich nachdrücklich zu einem chirurgischen Eingriff.

„Eine Colitis ulcerosa kann nur durch eine Entfernung des Entzündungsherds, also des gesamten Dick- und Mastdarms geheilt werden,“ sagt Prof. Dr. Matthias Brüwer, Ärztlicher Direktor und Leiter des Darmzentrums am St. Franziskus-Hospital, der diese Operation im September 2023 bei Michaela Heinemann durchführte. Es wurde ein Stoma, also ein künstlicher Darmausgang, angelegt. Frau Heinemann ist seitdem medikamentenfrei. Im April dieses Jahres war die Patientin erneut zur Operation im Franziskus Hospital. Nun wurde ein Pouch geschaffen, ein aus Dünndarmschlingen geformtes Reservoir, das Darminhalt im Inneren des Körpers sammeln kann. So wird die natürliche Kontinenz erhalten. „In etwa drei Monaten werden wir dann das Stoma entfernen und damit ein reguläres Abführen wieder möglich machen“, so Prof. Brüwer. Das Ziel ist, ein Leben ohne Entzündungen, Stoma und Medikamente zu ermöglichen.

Beide Operationen führte Prof. Brüwer mithilfe des hochmodernen DaVinci-Operationssystems durch. Das roboterassistierte High-Tech-System ermöglicht ein noch präziseres minimalinvasives Operieren, besonders im Bereich des Schließmuskels.

Etwa 400.000 Menschen in Deutschland leben mit einer Chronisch-entzündlichen Darmkrankheit (CED) wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Die meisten von ihnen kommen dabei mit den vorhandenen entzündungshemmenden Medikamenten aus, ohne dass eine Operation nötig wird. Betroffenen rät Michaela Heinemann, sich zu vernetzen, Beratungsangebote wahrzunehmen und auch komplementärmedizinische Therapiemöglichkeiten auszuprobieren. „Ich bin dankbar für die Möglichkeiten der Medizin und die professionelle Behandlung, die ich erfahren habe“, sagt sie und schaut optimistisch in die Zukunft. „Ich habe gelernt, dass es sich immer lohnt, zu kämpfen. Auch mit Colitis ulcerosa kann ein erfüllendes Leben gelingen.“