Dienstag, 15.06.2021

Medizinische Fortbildungen in Zeiten von Corona - St. Franziskus-Hospital setzt erfolgreich auf digitale Formate

Durch die Corona-Pandemie müssen seit über einem Jahr die meisten Präsenzveranstaltungen, darunter medizinische Fortbildungen, ausfallen. Viele Weiterbildungen werden mittlerweile digital angeboten. Die große Herausforderung bei virtuellen Formaten ist die praxisnahe und attraktive Gestaltung. Das St. Franziskus-Hospital Münster hat jetzt erstmalig den fünftägigen „Einführungskurs Intensivmedizin“ online durchgeführt. Insgesamt 35 Mediziner aus ganz Deutschland nahmen daran teil.

Männliche Pflegekraft zeigt das Anlegen einer Beatmungsmaske an einem Patienten

Atmungstherapeut Michael Zumhasch erklärte beim ersten digitalen Einführungskurs Intensivmedizin des St. Franziskus-Hospitals die wichtigsten Grundlagen zum Thema Beatmung

Der Kurs richtet sich an Assistenzärztinnen und -ärzte, die im Rahmen ihrer Weiterbildung kurz vor oder am Anfang ihres Einsatzes auf der Intensivstation stehen. Das Ziel ist es, sie praxisnah auf alltägliche Situationen vorzubereiten, sodass die Teilnehmenden Sicherheit bei eigenständigen Entscheidungen am Krankenbett gewinnen. Die bisherigen Kurse, die im Simulationszentrum „FranziskusSIM“ des St. Franziskus-Hospitals stattfanden, waren stets sehr gut besucht. Vergleichbare Angebote gibt es nur an wenigen Standorten in Deutschland.

Die Veranstaltung lebt normalerweise von großer Interaktion der Teilnehmenden mit den referierenden Ärzten aus dem Franziskus Hospital und anderen Krankenhäusern der St. Franziskus-Stiftung. Um den Kurs in diesem Jahr trotz der Pandemie stattfinden zu lassen, erarbeiteten die Beteiligten gemeinsam mit dem Referat Bildung der Franziskus Stiftung ein Konzept für ein Webinar. „Es war uns besonders wichtig, den Kurs ohne Qualitätseinbußen durchzuführen und so kurzweilig zu gestalten, wie sonst vor Ort. Außerdem wollten wir den unmittelbaren Kontakt zwischen den Teilnehmern und Referenten trotz der Distanz sicherstellen“, berichtet Dr. Christian Albiker, Ärztlicher Leiter des FranziskusSIM. So wurde beispielsweise ein interaktiver Workshop „Beatmung“ unter der Leitung des Atmungstherapeuten Michael Zumhasch veranstaltet. Darüber hinaus gab es Live-Umfragen, ein Quiz und viele auf das Online-Format abgestimmte Vorträge zu Themen wie Kreislauftherapie, kardiologische und neurologische Notfälle sowie Blutvergiftung. Um eine bestmögliche Übertragungsqualität der Inhalte zu gewährleisten, wurde im Simulationszentrum eigens ein Streaming-Studio eingerichtet.

Damit die praktischen Erfahrungen nicht unter dem Online-Format leiden, wird es im Laufe des Jahres unter strenger Einhaltung des Hygienekonzeptes ein eintägiges Trainingsmodul für alle Teilnehmenden geben. „Hier liegt der Schwerpunkt u.a. auf einem Reanimationstraining, der Beatmungssimulation sowie dem Atemwegsmanagement“, erklärt Dr. Stephan Braune, Chefarzt der IV. Medizinischen Klinik (Intensivmedizin und Notaufnahme). Gemeinsam mit den weiteren Beteiligten freut er sich, dass das Online-Format von den Teilnehmenden positiv bewertet wurde: „Wir können uns gut vorstellen, diese Hybrid-Veranstaltung auch nach der Pandemie anzubieten. Insbesondere Teilnehmende mit einem weiteren Anfahrtsweg profitieren von der Möglichkeit, den theoretischen Teil online zu absolvieren“.

Neben dem Einführungskurs Intensivmedizin wurden im FranziskusSIM weitere Online-Lernformate erfolgreich umgesetzt. So wurden beispielsweise verschiedenen Schulungsvideos produziert. Darüber hinaus werden regelmäßig neue Folgen für zwei Podcasts zu den Themen „Kinderanästhesie“ und „Antibiotic Stewardship“ aufgenommen.


Als eines der ersten nicht-universitären Krankenhäuser bundesweit hat das St. Franziskus-Hospital Münster 2013 aus eigenen Mitteln ein Patientensicherheits- und Simulationszentrum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der St. Franziskus-Stiftung eröffnet. Im „FranziskusSIM“ trainieren interdisziplinäre Teams aus Ärzten und Pflegekräften regelmäßig Zwischenfälle, die jederzeit auftreten können. An einem realitätsnahen, computergesteuerten Patientensimulator können Kommunikation, Interaktion und Kooperation aller an der Versorgung beteiligten Akteure im Sinne der Patientensicherheit maßgeblich gestärkt werden. Computergesteuert werden normale und gestörte Körperfunktionen, Verletzungen und typische Zwischenfälle simuliert. So können Trainings in realistisch zusammengesetzten Teams durchgeführt und mit Hilfe eines Audio-/Videosystems analysiert werden.