Angesichts des „Pflegenotstands“ in Deutschland ist eine Ausbildung in der Pflege eine gute Investition in die Zukunft – umso mehr, wenn diese Ausbildung durch eine Auslandserfahrung bereichert wird. Dies wird in Münster an der Schule für Gesundheitsberufe des St. Franziskus-Hospitals ermöglicht, die seit 2002 mit dem Tjongerschans-Krankenhaus in Heerenveen in den Niederlanden kooperiert. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, zu erleben, wie der Pflegeberuf im Ausland gelebt wird“, sagt Leonhard Decker, Pflegedirektor des St. Franziskus-Hospitals. Für ihren Praxiseinsatz in den Niederlanden hatten Alina Gössling und Nicole Schmäing Erasmus-Stipendien erhalten.
Acht Wochen lang konnten die Schülerinnen der Schule für Gesundheitsberufe den Pflege-Alltag in einem niederländischen Krankenhaus kennen lernen: In dieser Zeit absolvierten sie einen „Praxis-Einsatz“ im Tjongerschans-Krankenhaus in der kleinen Stadt Heerenveen in der niederländischen Provinz Friesland. Entsprechend der Spezialisierung ihrer Ausbildung hospitierte Nicole Schmäing in der Allgemeinchirurgie, Alina Gössling auf der Kinderstation.
„Dieser Praxis-Einsatz war eine super Erfahrung“, sind sich die Schülerinnen einig. Obwohl Heerenveen nur knapp drei Autostunden von Münster entfernt liegt, konnten die beiden erleben, wie sehr sich der Pflege-Alltag, aber auch das Konzept von Pflege und Ausbildung im europäischen Nachbarland unterscheidet. „Insgesamt nimmt man sich dort mehr Zeit für die Pflege“, resümieren sie.
Aufgrund einer bestens etablierten Kooperation zwischen der Schule für Gesundheitsberufe und dem Tjongerschans-Krankenhaus war der Auslandsaufenthalt der Schülerinnen zeitlich und organisatorisch sehr gut in das dritte Schuljahr der Ausbildung in Münster integriert; so wurden alle Theoriezeiten für das in diesem Jahr anstehende Examen erfüllt. Finanzielle Unterstützung erhielten die Schülerinnen über ein Erasmus-Stipendium. Außerdem organisierte die Schule die Unterkunft vor Ort. „Viel Arbeit war es natürlich trotzdem“, berichten die beiden: Die Vorbereitung inklusive Erasmus-Bewerbung und Sprachkurs erstreckt sich über mehrere Monate. „Ein Aufwand, der sich auf jeden Fall gelohnt hat!“
Auch für das kommende Schuljahr haben sich wieder zwei Schülerinnen für den Praxis-Einsatz und das Erasmus-Stipendium beworben, berichten Tatjana Wegener und Rudolf Steinebach, die als Lehrer an der Schule für Gesundheitsberufe die Kooperation mit dem Tjongerschans-Krankenhaus koordinieren. „Wir beobachten, dass die Auszubildenden, die den Praxis-Einsatz nutzen, persönlich gestärkt zurückkommen und ein neues Bewusstsein für die Möglichkeiten des Pflegeberufs entwickeln“, erläutern sie. „In holländischen Krankenhäusern ist die Pflege anders organisiert und für die gleichen Herausforderungen findet man dort oft alternative Lösungen – das ist spannend und eröffnet unseren Auszubildenden ganz neue Herangehensweisen.“