Donnerstag, 22.09.2022

St. Franziskus-Hospital ausgezeichnet - Diabetisches Fußsyndrom: Kompetenzen bündeln für optimale Behandlung

Viele Menschen, die von Diabetes mellitus betroffen sind, kennen die Angst vor einer Fußamputation, weil sich eine Wunde gebildet hat, die nicht heilen will. In vielen Fällen lässt sich dieses Schreckensszenario jedoch verhindern, wenn der Patient mit dem sogenannten „Diabetischen Fußsyndrom“ qualifiziert, strukturiert und umfassend betreut wird. Das St. Franziskus-Hospital Münster hat aktuell das Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft erhalten.

Heinrich Willenborg (Mitte) und sein interdisziplinäres Behandlungsteam, v.l.: Neuro-Orthopäde Dr. Eckhard Maicher, Gefäßchirurgen Dr. Efthymios Beropoulis und PD Dr. Martin Austermann, Diabetologe (ambulant) Dr. Dirk Lammers sowie die Diabetologen (stationär) Dr. Tobias Poeplau und Prof. Dr. Bernhard Glasbrenner

Damit bescheinigen unabhängige Experten, dass das Krankenhaus die strengen Qualitätsvorgaben der DDG erfüllt und Patienten mit dem Diabetischen Fußsyndrom auf höchstem Niveau versorgt. Spezialisten aus den Gebieten Diabetologie, Gefäßchirurgie, Orthopädie und Fußchirurgie bündeln hier ihre Kompetenzen und arbeiten interdisziplinär zusammen. So wie bei Heinrich Willenborg: 

Anfang des Jahres bekam der 86-jährige Diabetiker Schmerzen in seinem linken Fuß. Trotz regelmäßiger Pflege wurden die Beschwerden nicht besser. Dr. Dirk Lammers, der ihn seit Jahren in der Diabetologischen Praxis im FranziskusCarré betreut, überwies ihn an das St. Franziskus-Hospital, wo in enger Abstimmung der Gefäßchirurgen und Diabetologen zunächst mittels eines komplexen Kathetereingriffs die arterielle Durchblutung des betroffenen Fußes verbessert werden konnte. „Solche Eingriffe bedürfen eines versierten, langjährig erfahrenden Teams.“, so Priv.-Doz. Dr. Martin Austermann. Während des stationären Aufenthaltes wurden die Wunden von ausgebildeten Wundmanagern versorgt. Aufgrund der schweren Infektion war bereits eine ausgedehnte Schädigung der großen Zehe eingetreten, so dass diese nicht erhalten bleiben konnte. Der Neuro-Orthopäde Dr. Eckhardt Maicher führte abschließend die Operation unter Lokalanästhesie durch. Nur durch die schnelle Behandlung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnte die Amputation des ganzen Fußes vermieden werden. Nach der intensiven Reha und mit speziell angepassten Schuhen kann der rüstige Senior inzwischen weitestgehend normal laufen und wieder regelmäßig Kegeln gehen.

Kooperation mit Spezialisten im Herz-Jesu-Krankenhaus MS-Hiltrup
„Die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms ist sehr komplex und erfordert das Zusammenspiel von vielen Spezialisten. Wichtig ist, dass die Patienten engmaschig betreut werden und bereits kleinste Wunden oder Empfindungsstörungen schnell bemerkt werden. So kann das Fortschreiten verhindert werden und der Fuß in vielen Fällen erhalten bleiben“, erklärt Diabetologe Dr. Tobias Poeplau. Sollte aufgrund der Schwere der Erkrankung eine umfassende Fuß-Operation notwendig sein, kooperiert das Hospital eng mit den fußchirurgischen Spezialisten im Herz-Jesu Krankenhaus Münster-Hiltrup, um möglichst fußerhaltend zu operieren und die weitestmögliche Mobilität der Patientinnen und Patienten sicherzustellen

 

In Deutschland werden jährlich rund 40.000 Diabetes-Patienten Teile des Fußes oder der gesamte Fuß amputiert. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent dieser Fälle durch eine bessere Behandlung vermeidbar wären. Für die Betroffenen bedeutet der Verlust des Fußes einen großen Verlust an Lebensqualität und ein erhöhtes Sterberisiko. Daher ist eine zeitnahe strukturierte Versorgung des Fußes bei Patienten mit Diabetes unerlässlich.

Fußbehandlungseinrichtung der Deutschen Diabetes Gesellschaft
Das Zertifikat erlangt nur eine Einrichtung, in dem alle Beteiligten über besondere Erfahrung bei Diagnose, Therapie und Nachsorge beim Diabetischen Fußsyndrom verfügen. Ein Schwerpunkt liegt auf der interdisziplinären Zusammenarbeit und es muss u.a. eine Mindestanzahl von Untersuchungen und Interventionen nachgewiesen werden.
Das Zertifikat gilt drei Jahre. Dann muss erneut nachgewiesen werden, dass die strengen Kriterien weiterhin erfüllt sind.