Donnerstag, 14.04.2022

„Zum Glück aufs Körpergefühl gehört“: Seltener Eierstock-Krebs schwer zu diagnostizieren

Gynäkologisches Krebszentrum des St. Franziskus-Hospitals ist fünftgrößtes in NRW

Eierstock-Krebs: Die Diagnose war im Dezember 2017 ein riesiger Schock für Dr. med. dent. Ines Spenner. „Damals war ich erst 54 – also eigentlich viel zu jung für diese Art von Krebs“, berichtet sie. „Umso dankbarer bin ich dafür, dass die Behandlung erfolgreich war und dass ich heute hier stehe.“

Patientin und Arzt

Erfolgreiche Behandlung gegen Eierstock-Krebs im zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum des St. Franziskus-Hospitals, v.l.n.r.: Patientin Dr. med. Ines Spenner und Dr. med. Nikolaos Trifyllis, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums des St. Franziskus-Hospitals

Frau Dr. Spenner ist eine von jährlich etwa 7.500 Frauen in Deutschland, bei der ein Ovarialkarzinom festgestellt wird – und nur 43 % von ihnen überleben die ersten fünf Jahre. „Eierstock-Krebs ist eine höchst aggressive Erkrankung, die meist erst bei Frauen über 80 Jahren auftritt“, bestätigt Dr. med. Nikolaos Trifyllis, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums des St. Franziskus-Hospitals, das seit 2017 zertifiziert ist und sich bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms seither zum fünftgrößten nicht-universitären Zentrum in Nordrhein-Westfalen entwickelt hat.  

Bei der Diagnose und Behandlung von Eierstock-Krebs arbeiten in unserem Zentrum viele medizinische und pflegerische Disziplinen zusammen“, erläutert Dr. Trifyllis. Seine Patientin hat darüber hinaus die umfassende psychologische Betreuung als sehr hilfreich erlebt. „Denn Krebs betrifft nicht nur den Körper, sondern den ganzen Menschen – und das hat man hier gut im Blick“, sagt die Zahnärztin, die eine Praxis im Emsland leitet. „Auch während der umfassenden Nachsorge, zu der ich weiterhin regelmäßig ins St. Franziskus-Hospital komme.“

Dass die Überlebenschance der von Eierstock-Krebs betroffenen Frauen statistisch gesehen relativ gering ist, hängt vor allem damit zusammen, dass es keine verlässliche Früherkennung gibt und dass die Diagnose so schwierig ist. „Viele unserer Patientinnen berichten nur von unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfall“, erklärt Dr. Trifyllis. „Bis die Erkrankung diagnostiziert wird, ist der Krebs oft bereits bis Stufe drei oder vier fortgeschritten und betrifft häufig schon weitere Organe, was die Behandlung deutlich erschwert.“  Ähnlich war es auch bei Dr. Spenner. „Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt“, berichtet sie, „ich fühlte mich erschöpft, hatte Verdauungsprobleme und unspezifische Bauchschmerzen – doch weder die gastro-enterologischen noch die gynäkologischen Untersuchungen zeigten klare Befunde.“ Erst ein MRT habe schließlich bestätigt, dass es Grund zur Besorgnis gab – zu einem Zeitpunkt, als sie selbst schon eine Veränderung im Bauch ertasten konnte. Kindskopfgroß war schließlich die Geschwulst, die Dr. Trifyllis und sein Team in einer siebenstündigen Operation im St. Franziskus-Hospital entfernten. Erst durch Gewebeproben, die im Verlauf dieser OP in der pathologischen Abteilung am Krankenhaus analysiert wurden, bestätigte sich die Verdachtsdiagnose: Ovarialkarzinom.

"Das Ziel einer solchen aufwändigen Krebsoperation ist immer die Tumorfreiheit“, erläutert Dr. Trifyllis. „Zum Glück konnten wir dieses Ziel bei Frau Dr. Spenner erreichen.“ Für die Patientin folgte ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt und eine Chemotherapie, die drei Wochen nach der Operation begann, ebenfalls im St. Franziskus-Hospital. Das gesamte Team und das große Netzwerk des Gynäkologischen Krebszentrums habe ihr durch diese extrem schwere Zeit geholfen – eine Zeit, in der sie das Vertrauen in ihren Körper verloren hatte, sagt Dr. Spenner. „Ich habe mich im St. Franziskus-Hospital immer gut aufgehoben gefühlt – nicht nur hinsichtlich Medizin und Pflege, sondern auch durch die begleitenden Angebote der Psycho-Onkologie und des Sozialdienstes.“ Auch heute noch, im fünften Jahr nach der Operation, stehe sie durch die Nachsorge in engem Kontakt mit diesem Team. „Drei Jahre lang war ich alle drei Monate zur Kontrolle im St. Franziskus-Hospital“, erläutert Dr. Spenner, „inzwischen beträgt der Abstand vier Monate.“ Diese Nachsorgetermine hält sie sehr genau ein und betrachtet sie als wichtige Fürsorge. Außerdem hat sie genetische Tests durchführen lassen, um für sich selbst und ihre Familie zu klären, ob eine erbliche Veranlagung vorliegt. Diese Befunde waren jedoch negativ.

Anderen Betroffenen möchte Dr. Spenner Mut machen. „Mein Weg mit der Erkrankung ist am ehesten mit einem Langstreckenlauf zu vergleichen“, sagt die Zahnärztin. „Dass ich noch auf der Strecke bin, verdanke ich einer Operation, der Chemotherapie, einer guten Nachsorge, Betreuung und Begleitung – und mir selbst.“ Sehr wichtig für die Betroffenen sei es, sich nicht selbst die Schuld an der Erkrankung zu geben und sich nicht durch Recherchen im Internet verrückt machen zu lassen. Als sehr hilfreich empfunden habe sie dagegen die Informationen und Angebote des Vereins für gynäkologische Krebserkrankungen (https://www.ovarsh.de/), die von Flyern bis zu Selbsthilfegruppen reichen. „Letztlich war es einfach Pech, dass ich Eierstock-Krebs bekommen habe“, ist Dr. Spenner überzeugt. „Es gibt keine garantierte Heilung, und das Risiko eines Rezidivs bleibt. Aber es gibt ein „Dazwischen“: Ein Leben mit Krebs, auch über eine lange Zeit und bei guter Lebensqualität.“