Mit vorzeitigem Blasensprung kommt Helena Bruns im April dieses Jahres ins Franziskus Hospital. Die Geburt kann noch zehn Tage aufgehalten werden, dann muss ihr kleiner Sohn geholt werden – 16 Wochen zu früh, in der Schwangerschaftswoche 24+2. Gerade einmal 575 Gramm bringt Paul auf die Waage. Das macht den Start ins Leben schon schwer genug. Die zusätzlichen Komplikationen beginnen, als der kleine Junge kein Mekonium – so nennt man den ersten Stuhlgang eines Neugeborenen – absetzen kann. „Bei Frühgeborenen ist der Darm zunächst noch sehr unreif“, erklärt Dr. Meike Franssen, Chefärztin der Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin im St. Franziskus-Hospital. „Wenn sich dann das Mekonium festsetzt und nicht ausgeschieden werden kann, spricht man vom Mekoniumpfropfsyndrom.“
Das Ärzteteam, bestehend aus Neonatologen und Kinderchirurgen, trifft schnell die Entscheidung zur Operation. Da auch Frühchen, wie alle Neugeborenen, zunächst an Gewicht verlieren, wiegt Paul unter 500 Gramm, als er an seinem sechsten Lebenstag das erste Mal operiert wird. „Die Operation von so kleinen Frühgeborenen ist immer eine besondere Herausforderung“, sagt Özlem Cangir, Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie. „Organe und Gefäße sind winzig klein und empfindlich. Aber wir sind darauf vorbereitet und spezialisiert.“
Paul bekommt zwei künstliche Darmausgänge gelegt, sein Zustand stabilisiert sich. Über einen Zentralen Venenkatheter wird er ernährt, zusätzlich beginnt tröpfchenweise der Kostaufbau mit Muttermilch. Ein weiterer Verschluss in den winzigen Darmschlingen macht bereits wenig später eine zweite Operation nötig. Eine Infektion bringt ihn ein drittes Mal in den OP. „Jede Operation ist eine enorme Belastung für den kleinen Körper“, sagt Özlem Cangir. „Wir konnten diese dritte Operation nutzen, um auch gleich die Darmausgänge wieder zurückzuverlegen und Paul somit einen weiteren Eingriff zu ersparen.“
„Die ersten Lebenswochen unseres Sohnes waren geprägt von einem ständigen Auf und Ab, von vielen Fort- und vielen Rückschritten“, erzählt Vater Alex Bruns. „Neben dem Bangen waren wir aber auch stets voller Bewunderung und Dankbarkeit dafür, was medizinisch möglich ist und hier geleistet wird.“
Als zertifiziertes Perinatalzentrum Level 1 bietet das St. Franziskus-Hospital Müttern und Babys die höchste Versorgungsstufe und betreut auch schon Frühgeborene ab der Lebensfähigkeit und mit einem Geburtsgewicht unter 500g. Die Klinik für Kinderchirurgie im gleichen Haus ermöglicht dazu eine operative Versorgung der Allerkleinsten bei schweren Komplikationen.
16,5 Wochen bleibt Paul im Franziskus Hospital, bevor seine Eltern ihn mit einem Gewicht von knapp über zwei Kilo endlich mit nach Hause nehmen dürfen. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ erinnert sich Helena Bruns an die intensive Zeit auf Station. Einige Nachuntersuchungen und Kontrolltermine liegen weiterhin an. Aber dazwischen genießt die Familie aus Gremmendorf das Kuscheln zuhause mit Paul Leo – dem kleinen tapferen Kämpfer.