Gebärmutterkrebs | Endometriumkarzinom

Der Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung des weiblichen Genitals. In den meisten Fällen handelt sich um eine Neubildung der Gebärmutterschleimhaut. Bei einigen seltenen Formen ist hingegen die Muskelschicht der Gebärmutter betroffen (Uterussarkom).
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 11.000 Frauen daran. Am häufigsten sind Frauen nach den Wechseljahren betroffen und das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei ca. 69 Jahren.
Häufig wird diese bösartige gynäkologische Erkrankung in einem Frühstadium diagnostiziert und hat in dieser Phase eine sehr gute Heilungschance.

Diagnose

Da es in den meisten Fällen eine Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut ist, sind ungewöhnliche Blutungen das wichtigste Warnzeichen. Diese Blutungen treten meist auch schon im Frühstadium der Erkrankung auf und dadurch kann die Erkrankung in vielen Fällen schon früh entdeckt werden, was die Heilungschancen und auch die Lebenserwartung deutlich erhöht.
Ist die Erkrankung schon weiter fortgeschritten, können weitere Symptome wie eitriger Ausfluss, Schmerzen, Blut in Urin und Stuhl oder starker Gewichtsverlust auftreten.

Wenn bei der gynäkologischen Untersuchung und dem Ultraschall auffällige Verdickungen festgestellt werden, ist eine anschließende Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) erforderlich. Mit einer speziellen Kamera wird hierbei die Gebärmutterschleimhaut betrachtet und unter einer kurzen Vollnarkose Gewebeproben entnommen. Erst durch die feingewebliche Untersuchung kann bestimmt werden, ob eine bösartige Veränderung der Gebärmutterschleimhaut vorliegt.

Wird ein Endometriumkarzinom im Frühstadium entdeckt, sind die Heilungschancen sehr gut.

Es gibt jedoch keine Früherkennungs-Untersuchung bei symptomfreien Frauen. Daher ist es besonders wichtig, dass Frauen bei auffälligen Blutungen zu ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt gehen. Das gilt vor allem für Frauen nach den Wechseljahren.

Ursachen & Risikofaktoren

Das Risiko an Gebärmutterkrebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Frauen, die während oder nach den Wechseljahren ausschließlich östrogenhaltige Hormonpräparate eingenommen haben, sind besonders gefährdet. Die Anti-Baby-Pille und Schwangerschaften sowie körperliche Bewegung wirken sich hingegen günstig aus.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Typen von Gebärmutterkrebs:

  • Östrogenabhängiger Gebärmutterkrebs (ca. 80 % der Erkrankungen): Dieser wird durch langfristigen Östrogeneinfluss begünstigt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Östrogen auf natürlichem Wege (z.B. durch Kinderlosigkeit, früher Beginn der Periode, späte Menopause) oder von außen zugeführt wird (z.B. Hormonersatztherapie)
  • Östrogenunabhängiger Krebs: Dieser entsteht ohne Zusammenhang zum Östrogeneinfluss. Hiervon sind vor allem ältere Frauen betroffen.

Behandlung: Operation

Wenn die feingewebliche Untersuchung einen Krebs der Gebärmutterschleimhaut bestätigt hat, ist eine Entfernung der gesamten Gebärmutter und beider Eierstöcke notwendig. Nur bei schon fortgeschrittener Erkrankung oder bei einem selteneren Typ ist auch die Entfernung der Wächterlymphknoten und ggf. der ableitenden Lymphknoten im Beckenbereich notwendig.
Die Operation wird bei uns in nahezu allen Fällen minimal- invasiv durch eine Bauchspiegelung (= "Schlüsselloch-OP") durchgeführt. Dank dieser Technik sind die Patientinnen schnell wieder auf den Beinen.

Da die Qualität der Operation sehr entscheidend für den weiteren Verlauf ist, sollte der Eingriff ausschließlich in einem gynäkologischen Krebszentrum mit erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden.  Das Operationsteam in unserer Klinik besteht aus sehr erfahrenen gynäkologischen Chirurgen, die durch Viszeralchirurgen, Anästhesisten und ggf. Urologen unterstützt werden. Neben den herkömmlichen Instrumenten werden moderne Elektro- und Ultraschallskalpelle eingesetzt, um das Gewebe maximal zu schonen und eine schnelle Wundheilung ohne Komplikationen zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Anästhesisten erfolgt bereits während der Operation eine intensive Schmerztherapie für eine optimale Erholung. Im Anschluss können Patientinnen mit Schmerzpumpen die Schmerzlinderung individuell nach Bedarf steuern.

Wird der Tumor in einem sehr frühen Stadium entdeckt, ist die Operation als alleinige Therapie in der Regel ausreichend und die Aussichten auf eine dauerhafte Heilung sind sehr gut. In diesen Fällen kann zumeist auf eine Bestrahlung und eine Chemotherapie verzichtet werden.

Behandlung: Strahlen- oder Chemotherapie

Fast alle operierten Patientinnen profitieren von einer anschließend durchgeführten Strahlentherapie. Mithilfe der Strahlentherapie können Krebszellen, die bei der Operation nicht entfernt werden konnten, zerstört werden.
Je nach individueller Situation der Patientin werden hierfür verschiedene Methoden eingesetzt. Bei der Bestrahlung von innen erfolget die Bestrahlung über die Scheide und es kann verhindert werden, dass der Krebs z.B.  im Scheidenbereich wieder auftritt. Der Vorteil dieser Art ist, dass diese Bestrahlung nur an Ort und Stelle wirkt und benachbarte Organe wie Blase und Darm weniger beeinträchtigt werden.
Ist der Krebs schon weiter fortgeschritten oder besonders bösartig wird der Bauchraum von außen über die Haut des Beckens bestrahlt.
 

Als Alternative zur Strahlentherapie ist auch eine Chemotherapie möglich. Dies gilt auch für bestimmte Tumortypen, die ein aggressives Wachstum – auch in umliegendes Gewebe oder Lymphknoten - aufweisen.
Eine Chemotherapie greift allerdings nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen an. Deshalb geht eine solche häufig mit Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall einher. Die meisten Nebenwirkungen können mit Medikamenten und begleitenden Maßnahmen behandelt werden. 

Die Therapieplanung erfolgt im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz. Unsere Therapieempfehlungen werden nach ausführlicher Diskussion in der Tumorkonferenz getroffen. Hier wird die individuelle Situation jeder einzelne Patientin gemeinsam von Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, Radiologen und Strahlenmediziner betrachtet, um die bestmöglichen Therapieschritte zu planen. Berücksichtigt werden dabei nicht nur das Ausmaß des Tumors, sondern vor allem auch das allgemeine Befinden, die Lebenssituation und persönliche Risikofaktoren wie Nebenerkrankungen oder früheren Operationen.

Behandlung: Individuelle Erhaltungstherapie

Neben Operation und Chemotherapie gibt es Medikamenten, die spezifischer auf Krebszellen wirken als auf normale Zellen. Eine solche Behandlung wird als zielgerichtete Therapie bezeichnet. Hierdurch verbessern sich die Prognosen und die Krankheit kann länger kontrolliert werden. So soll das Auftreten eines Rezidivs möglichst lange hinausgezögert werden. Welche Form der Erhaltungstherapie eingesetzt wird, richtet sich nach individuellen Voraussetzungen. Ziel ist immer eine optimale Verträglichkeit und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.

Behandlung: Hormontherapie

Besteht bei jüngeren Patientinnen ein Kinderwunsch und befindet sich der Krebs in einem sehr frühen Stadium, kann eine konservative Therapie mit Ausschabung und Hormongabe möglich sein. Bei der Hormontherapie bekommt die Patientin hochdosierte Gestagen-Hormone, die das Fortschreiten der Erkrankung herauszögern sollen, bis die Frau schwanger geworden ist und ein Kind geboren hat. Nach der Geburt sollte die Gebärmutter jedoch schnellstmöglich entfernt werden.

Studien

In vielen Fällen können wir die Teilnahme an einer klinischen Studie anbieten. Hierdurch kann die Versorgung und die Lebensqualität sowohl bei der Ersterkrankung als auch beim Wiederauftreten des Karzinoms (Rezidiv) verbessert werden. Die Möglichkeit der Studienteilnahme beziehen wir bei der Therapieplanung von Beginn an mit ein.
Weitere Informationen zu unseren Studien. 

Ganzheitliche Behandlung

In unserem Gynäkologischen Krebszentrum stehen neben der medizinischen Therapie die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduzierung von Nebenwirkungen im Fokus. Erschöpfungssymptome und andere Folgen der Standardtherapie können durch eine ganzheitliche Krebstherapie gelindert werden.

Komplementärmedizinische Beratung

Viele Krebspatientinnen suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, vor allem aus dem Bereich der Naturheilkunde. Auch in unserem Klinikalltag fließen vermehrt komplementärmedizinische Behandlungsansätze ein. In den letzten Jahren ist viel zu unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen geforscht worden und 2021 ist erstmals auch eine S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen erschienen.

Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Komplementärmedizin stets als Ergänzung, nicht als Alternative zur empfohlenen schulmedizinischen Krebstherapie zu verstehen ist.

Sollten Sie Interesse an diesen Therapieverfahren haben, können Sie uns gern ansprechen. Auch wenn Sie Fragen zur Linderung bestimmter Symptome mit Hilfe komplementärmedizinischer Verfahren haben, können Sie sich an uns wenden

Rehabilitation und Nachsorge

Rehabilitation und Nachsorge sind wesentliche Bestandteile der onkologischen Versorgung bei Gebärmutterkrebs Viele Betroffene wenden sich zusätzlich auch an eine Selbsthilfegruppe.

Da die Erkrankung und deren Behandlung stark belasten kann, ist für viele Patientinnen ein Reha-Maßnahme sinnvoll, um die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Je nach individueller gesundheitlicher, sozialer und beruflicher Situation können sie von unterschiedlichen stationären oder ambulanten Angeboten profitieren.

Nach einer Krebsbehandlung empfehlen wir, regelmäßige Nachsorgetermine wahrzunehmen. Hier werden Untersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) frühzeitig zu entdecken. Darüber hinaus möchten wir die Patientinnen auch in ihrer Genesung unterstützen und begleiten. Das Risiko eines Rezidivs ist in den ersten drei Jahren nach der Operation sehr hoch. In dieser Zeit finden engmaschige, ca. alle 10 bis 12 Wochen, Nachsorgetermine statt. Ab dem dritten und fünften Jahr nach der Operation werden die Untersuchungen halbjährlich und jährlich durchgeführt.