Informatonen für Eltern von in der Schwangerschaft verstorbenen Kindern

Liebe Sterneneltern!

Wenn ein lieber Mensch stirbt, ist das schrecklich. Wenn das eigene Kind noch während der Schwangerschaft stirbt, ist das eine Katastrophe. Für die Mutter, den Vater, für die Geschwister und für alle, die sich über das wachsende Leben mitgefreut haben.
All die Vorbereitungen, Wünsche, Erwartungen, Gedanken und Gefühle werden durch den Tod des Kindes jäh abgebrochen und lassen Sie trauernd zurück.

Wir wollen Sie begleiten auf dem schwierigen Weg, diese Erfahrung in Ihr Leben zu integrieren. Wir möchten Ihnen Informationen an die Hand geben, um Ihnen in dieser Situation jetzt zu helfen, handlungsfähig zu sein und sich auf anstehende Entscheidungen vorbereiten zu können. Wir nennen Ihnen Ansprechpartner*innen in und außerhalb unseres Krankenhauses.

Wir möchten Sie ermutigen, sich die Zeit zu nehmen, die Sie brauchen, für den Abschied von Ihrem Kind und für Ihre Trauer. Und wir wünschen Ihnen Menschen an Ihrer Seite, die Ihre Fragen, das Leid und die Trauer mit Ihnen aushalten, durchstehen und Ihren Weg mit Ihnen gehen.

Als Mutter und Vater erleben Sie Ihre jetzige Situation sehr unterschiedlich – in der Trauer als Eltern sind Sie sich vielleicht sehr nah. Bleiben Sie miteinander gut im Gespräch!

Ihr Seelsorge-Team

Im Krankenhaus

Zeit zum Nachdenken und Entscheiden

In der erwartungsfrohen Zeit der Schwangerschaft haben Sie vermutlich nicht mit all dem gerechnet, was gerade auf Sie zukommt. Mit der fatalen Prognose für Ihr Kind bricht Ihre Welt zusammen und es öffnet sich ein Loch aus Hilf­losigkeit, Angst, Trauer und vielleicht auch Wut. Alle Gefühle,die Ihnen jetzt kommen, sind angemessen und helfen Ihnen, mit der Situation umzugehen.

Nun haben Sie Zeit, die nächsten Schritte in Ihrem Tempo und jeweils unterschiedlicher Reihenfolge auf sich zukommen zu lassen:

  • Zeit, um den ersten Schock zu verarbeiten
  • Zeit zum Nachdenken
  • Zeit, um die nötigen Entscheidungen zu treffen
  • Zeit, um innerlich Abschied vom Kind zu nehmen
  • Zeit, um wichtigen Bezugspersonen Bescheid zu sagen und sich Hilfe und Unterstützung zu holen
  • Zeit, um traurig zu sein und zu weinen
  • Zeit, um sich auf die Geburt vorzubereiten und einen Namen für Ihr Kind zu finden


Wenn die Untersuchungen ergeben, dass Ihr Kind tatsächlich nicht mehr lebt, besteht in den meisten Fällen kein sofortiger Handlungsbedarf. Nur wenn Sie eine unstillbare starke Blutung haben oder eine gefährliche Infektion vorliegt, müssen Sie im Krankenhaus bleiben. Ansonsten besteht keine Eile und Sie dürfen noch einmal nach Hause gehen.

Willkommen heißen und Abschied nehmen

"Nur wen ich begrüßt habe, kann ich auch verabschieden."

Wenn Sie Ihr Kind durch eine „Stille Geburt“ auf die Welt gebracht haben, ist es in den meisten Fällen möglich, dass Sie Ihr Kind zur Begrüßung und zum Kennenlernen anschauen und betrachten können. Seien Sie gewiss: Ihr Kind ist einzigartig und auf seine Weise schön! Wir werden Ihr Kind in ein Nestchen betten, damit es angekleidet ist. Viele Eltern scheuen sich zunächst. Die Erfahrung zeigt, dass Eltern froh sind, ihr Kind angeschaut zu haben, weil sie es mit den Augen der Liebe tun – und weil diese Allerkleinsten vollkommener und kindlicher aussehen als erwartet. 
Abhängig von Größe und Gewicht können Sie Ihr Kind waschen, ankleiden und im Arm halten. Sie geben Ihrem Kind damit Ansehen!

Die Hebammen messen und wiegen das Kind, wenn es möglich ist, und machen auch einen Hand- und Fußabdruck zur Erinnerung. In den meisten Fällen können Sie Ihr Kind fotografieren oder vom Klinikpersonal fotografieren lassen. Wenn Sie die Fotos nicht mitnehmen möchten, werden sie in der Akte der Mutter aufbewahrt. Das bedeutet auch, wenn Sie im Moment Ihr Kind nicht sehen wollen, haben Sie später die Möglichkeit, die Fotos vom Krankenhaus
anzufordern.

Sie erhalten viel Zeit und Raum, Abschied zu nehmen. Dazu können Sie Ihr Kind z. B. von der / dem Krankenhaus­seelsorger*in segnen lassen und Ihrem Kind den Namen geben, den Sie ausgewählt haben. Sie können eine Kerze anzünden und Ihr Kind in Ihren Händen halten und mit ihm sprechen. 

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Wer hilft mir?

Ansprechpartner*innen im Krankenhaus

Hebammen
Hebammen sind die Fachfrauen, wenn es um Geburten geht. Sie betreuen Sie während der Geburt und sind bereit, Ihnen alle Fragen zu beantworten, die Sie in Bezug auf die Geburt bewegen.

Pfleger*innen
Die Gesundheits- und Krankenpfleger*innen auf der Station sind für Ihre pflegerische Betreuung zuständig und gestalten Ihnen den Aufenthalt im Krankenhaus in Ihrer schwierigen Situation so angenehm wie möglich

Ärzt*innen
Die Ärzt*innen im Krankenhaus erklären Ihnen die Diagnose und das medizinische Vorgehen, führen die notwendigen Untersuchungen und operative Eingriffe durch. Sie sind jederzeit ansprechbar.

Seelsorger*innen
Es gibt für Sie das Angebot der Seelsorge – unabhängig davon, ob Sie sich einer Kirche verbunden fühlen oder nicht. Der/die Seelsorger*in ist für Sie da, nimmt sich Zeit für Sie und bietet Ihnen an, mit Ihnen nach einer Möglichkeit des Abschiednehmens von Ihrem Kind zu suchen: vielleicht ein Gebet oder eine Segnung, vielleicht ein kleiner Ritus mit
Ihrer Familie, vielleicht aber auch einfach das gemeinsame Aushalten der Ratlosigkeit.

Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes
Wenn Sie während Ihres Klinikaufenthaltes Begleitung und Beratung zu häuslicher, familiärer oder finanzieller Unterstützung wünschen, stehen die Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes im Krankenhaus zur Verfügung. Sie können die Seelsorger*in und die Mitarbeitenden des Sozialdienstes direkt mit dem Haustelefon anrufen oder auf Ihrer Station bitten, den Kontakt für Sie herzustellen.


Wichtig: Scheuen Sie sich nicht, sich im Krankenhaus und auch nach der Entlassung Unterstützung und Beratung zu suchen. Dies wird Ihre Möglichkeiten der Verarbeitung dieses existenziellen Verlustes entscheidend beeinflussen.

Was geschieht mit meinem Kind?

Obduktion – ja oder nein?

Nach einer frühen Fehlgeburt werden Gewebeuntersuchungen der Nabelschnur und des Mutterkuchens gemacht. Dabei werden in bestimmten Fällen Entzündungswerte ermittelt und es wird nach chromosomalen Unstimmigkeiten gesucht. In den meisten Fällen kann man jedoch nicht feststellen, warum es zu einer Fehlgeburt kam. Wenn Sie die Untersuchungen nicht möchten, können Sie festlegen, dass keinerlei Untersuchungen gemacht werden sollen.

Falls Sie schon mehrere frühe Fehlgeburten hatten, ist es ratsam, umfangreichere Untersuchungen zu machen, um mögliche Ursachen zu finden. Das kann hilfreich sein, wenn Sie wieder schwanger werden möchten. 

Bei einer späten Fehlgeburt werden Sie gefragt, ob Sie einer Obduktion zustimmen. Eine Obduktion, auch Autopsie genannt, bedeutet, dass bei Ihrem Kind ein Schnitt am Körper gemacht wird. Dann werden Gewebeproben der Organe entnommen, die später untersucht werden und die Haut wird wieder vernäht. Danach kann Ihr Kind bestattet werden. Auch die Plazenta wird darauf untersucht, ob Chromosomenstörungen vorliegen oder die Versorgung beeinträchtigt war. Zusätzlich wird bei der Mutter nach Infektionskrankheiten gesucht, die eine Fehlgeburt ausgelöst
haben könnten.

Eine Obduktion kann nur mit Ihrem ausdrücklichen Einverständnis und Ihrer Unterschrift vorgenommen werden. Sie müssen sich nicht sofort für oder gegen eine Obduktion entscheiden, sondern haben zwei bis drei Tage dafür Zeit. Und auch wenn Sie vorher einer Obduktion zugestimmt haben, können Sie diese Entscheidung nach der Geburt widerrufen. 

Für viele Eltern ist es eine schwierige Entscheidung. Vielleicht möchten Sie spontan die Obduktion ablehnen mit dem Gefühl, Ihrem Kind keinen weiteren Schaden zuzufügen. Andererseits möchten Sie vielleicht gerne wissen, ob eine Ursache für den Tod des Kindes erkennbar ist. Möglicherweise gehören Sie zu den Eltern, die später nachgrübeln,
warum ihr Kind nicht leben konnte. Später sind solche Untersuchungen dann nicht mehr möglich. Manche Frauen finden es beruhigend zu wissen, warum es so kam, andere nehmen den Tod ihres Kindes lieber als gegeben hin.

Fragen, die zur Entscheidung helfen können:

  • Was genau wird untersucht?
  • Helfen mir die Ergebnisse? Ist es für mich von Wert, medizinische Details zu wissen?
  • Ist in meiner Situation eine Obduktion überhaupt sinnvoll?
  • Bin ich eher beruhigt durch ein medizinisches Untersuchungsergebnis oder eher durch den Gedanken „es ist eben leider so gekommen“?
  • Ist es für uns eine Entscheidungshilfe, für eine eventuelle Folgeschwangerschaft?

Rechtliche Folgen - §-Fragen

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Bestattung des Kindes

Jedes Kind, das tot auf die Welt kommt, wird menschlicher Würde entsprechend behandelt und bestattet. Sie haben, wenn Ihr Kind tot zur Welt gekommen ist, unabhängig vom Gewicht Ihres Kindes folgende Möglichkeiten:

  • Sie können Ihr Kind in der nächsten ökumenischen Trauerfeier hier im St. Franziskus-Hospital verabschieden. Die Kosten werden vom Hospital getragen.
  • Sie können Ihr Kind individuell in einem Sarg oder einer Urne auf einem Friedhof in Ihrer Nähe in einem Einzelgrab, einem Familiengrab oder einem Kindergrab bestatten.

Mit Ihrer Entscheidung können Sie sich bis drei Wochen vor dem nächsten gemeinsamen Bestattungstermin Zeit lassen, da Ihr Kind bis dahin im Hospital bleiben kann. Sprechen Sie die Seelsorger*innen gerne an, wenn Sie individuelle Fragen haben.

Für viele Menschen ist es wichtig, einen Ort der Trauer zu haben. Vielleicht ist Ihnen dieser Gedanke zunächst fremd, aber lassen Sie sich Zeit und spüren Sie nach, ob eine Beerdigung und eine Grabstelle für Sie wichtig werden könnten.

Das St. Franziskus-Hospital bestattet alle Kinder, unabhängig von ihrer Größe während einer Gedenk- und Beerdigungsfeier, wenn Sie sich nicht zu einer persönlichen, individuellen Bestattung entscheiden. Diese Bestattung,
zu der Sie herzlich eingeladen sind, wird dreimal jährlich als gemeinschaftliche Feuerbestattung in einer Urne gestaltet.
Die Termine sind drei Mal jährlich am jeweils ersten Freitag in den Monaten März, Juni und November. Bei einem Feiertag verschiebt sich der Termin auf den folgenden Freitag.
Wir Seelsorger*innen laden Sie ein zu einer Trauerfeier beginnend in unserer Krankenhauskapelle und zur anschließenden Beisetzung auf dem Alten St. Mauritz-Friedhof und bestatten die Urne auf der Kindergrab- und Gedenkstätte „Geborgen im Erinnern – Grabstätte für das ungeborene Leben“. Die Grabstätte befindet sich in der Nähe des Eingangs. Der Gedenkstein erinnert an die Stadt auf dem Berg, ein biblisches Hoffnungszeichen: die Stadt, die Geborgenheit, Sicherheit und Heimat gibt und ein Wiedersehen ermöglicht. Die Grabstätte wird von der Friedhofsverwaltung gepflegt. Dort abgelegte Erinnerungsstücke werden von Zeit zu Zeit entfernt.

Das Personenstandsgesetz und die Bestattungsgesetze in Deutschland und die Richtlinien dazu bestimmen, in welchem Rahmen Kinder individuell bestattet werden müssen (Bestattungspflicht) oder dürfen (Bestattungsrecht).

Wieder zu Hause - Wer hilft mir?

Trotz Trauer leben - Mit Trauer leben

Tod und Verlust bringen immer einen tiefen Einschnitt im Leben mit sich. Plötzlich ist alles anders, es fehlt jede Perspektive. Der Alltag scheint so leer und alles ist sehr schwer. Mut und Zuversicht gehen mit dem verstorbenen Kind verloren.

Der Tod eines Kindes ist ein besonders schmerzlicher Verlust. Das trifft vor allem für Eltern zu, die ein Kind in der Schwangerschaft verlieren. Das Umfeld hat die verstorbenen Kinder bisher kaum wahrgenommen, sie waren nach außen noch nicht sichtbar und somit auch noch nicht so präsent. Das hat häufig zur Folge, dass das Erschrecken über einen so frühen Tod zwar groß ist, aber die Anteilnahme und Unterstützung doch recht schnell nachlassen und zur „Tagesordnung“ übergegangen wird. Auch wenn dies oft aus Unsicherheit geschieht, fühlen sich die Betroffenen häufig
allein gelassen und unverstanden.

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Adressen & Links

Kinderbücher zum Thema Tod & Sterben

Unter dem Link finden Sie eine Bücherliste, die Ihnen helfen kann, ein geeignetes Buch für Ihr Kind zu finden. Die Bibliothekarin der Krankenhaus-Bücherei und die Krankenhausseelsorgerin haben die Liste gemeinsam zusammengestellt. Die Liste ist nicht vollständig und kann nicht alle Bücher erfassen – sondern soll nur eine Hilfestellung für Sie sein. Sie ist ergänzt durch Bücher, die auch für Sie selber eine Hilfestellung sein können.

Übersicht "Hilfreiche Kinderbücher" (PDF)


Musik, die helfen kann

Durch eigene Recherche und aufgrund vielfacher Rückmeldungen sind viele Lieder in einer Spotify-Playlist eingeflossen, die gut tun können. Vielleicht ist auch etwas dabei, um eine individuelle Beerdigung mitzugestalten. Für weitere Vorschläge sind wir offen und dankbar.

Spotify-Playlist "Trauern um mein Sternenkind" von elisabethfr

 

Texte, die helfen können

Hier finden Sie Texte, die Ihnen bei der Bewältigung der Trauer helfen können. Außerdem sind Texte dabei, die sich für eine individuelle Beerdigung eignen. 

Hilfreiche Texte (PDF)

 

Kerze selbst gestalten

Einen Augenblick Ruhe suchen mit einer Kerze. Die folgenden Vorlagen können auf A4-Transparentpapier ausgedruckt werden und um ein Teelicht oder eine Kerze gebunden werden. Version 1 / Version 2 (JPG) 

 

Eine Selbsthilfegruppe besuchen

Niemand kann trauernde und betroffene Eltern besser verstehen als Menschen, die ein ähnliches Schicksal durchlebt haben. Diejenigen, die schon ein Stück des Trauerweges gegangen sind, können frisch Betroffenen Hoffnung geben und ihnen zeigen, dass es auf diesem steinigen und kurvenreichen Weg mit Höhen und Tiefen auch weiter geht.

Monatliche Treffen der Frauen und Männer, die um ihr Kind trauern, finden statt im „Haus der Familie“, Krummer Timpen 42, 48143 Münster. 

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Frauenkliinik

Dr. Nikolaos Trifyllis
Chefarzt


 

 

Petra Saphörster
Chefsekretärin

Tel: 0251 935-3919
petra.saphoerster(at)sfh-muenster.de

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