Babylotsin Beate Riße betonte, dass die Gesprächsangebote der Babylotsinnen in den ersten Tagen nach der Geburt in fast allen Fällen gern angenommen werden. In den Gesprächen gehe es oft darum, den Müttern und Familien Möglichkeiten der Hilfe vorzustellen – etwa Unterstützung durch Familienhebammen oder die Bezirkssozialarbeit. „Viele Familien sind so überlastet, dass sie gar keine Kraft dazu haben, selbst nach Hilfsangeboten zu suchen“, so Riße.
Dr. Mareike Möllers, leitende Oberärztin am Uniklinikum Münster, berichtet von guten Erfahrungen mit der dort noch relativ neuen Babylotsin. Ärztinnen und Ärzte stellen systematisch und anhand eines Fragebogens fest, für welche Frauen ein Gespräch mit der Babylotsen sinnvoll erscheint. „Allein durch deren Präsenz und das Eingebundensein ins Team gerät die soziale Situation der Familien deutlich besser in den Fokus“, so Möllers.
Ihr Kollege Dr. Georg Hülskamp, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Clemenshospital, bestätigte diesen Eindruck und erklärte: „Durch Babylotsinnen wird aus der Schnittstelle zu kommunalen Hilfsangeboten eine Nahtstelle. Die Lotsinnen sind einerseits wichtige Mitglieder des Klinik-Teams und sie sind andererseits sehr gut mit den Anbietern von Hilfe vernetzt.“
Schon seit einigen Jahren gibt es am Franziskus-Hospital Babylotsen. Dessen Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik, Dr. Michael Böswald, erklärte, dass gerade die Freiwilligkeit der Gesprächsangebote wichtig sei. Außerdem gebe es hier gute Kooperationen der Kliniken untereinander: „Am Franziskus findet die Aus- und Weiterbildung für die ganze Region statt, hier unterstützen sich alle gegenseitig.“
Leon Herbstmann, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, betonte, dass besonders der präventive Charakter des Projekts wichtig sei. „Wenn wir den Familien bei Problemen in einem frühen Stadium helfen, ist das gesamtgesellschaftlich deutlich sinnvoller und preiswerter, als wenn man erst Jahre später mit den Problemen konfrontiert wird. Wir wollen, dass Kinder mit den besten Startchancen aufwachsen, deshalb ist es uns auch inhaltlich wichtig, dieses Programm zu unterstützen.“
Und Marius Herwig, zuständiger Fachsprecher der SPD-Ratsfraktion machte deutlich, dass es angesichts knapper Kassen ein Kraftakt gewesen sei, die nötigen Mittel im Haushalt zu etablieren: „In unseren Gesprächen ist deutlich geworden, dass Familien frisch nach der Geburt des Kindes besonders offen sind, Hilfe anzunehmen. An dieser Stelle anzusetzen und als Kommune zu investieren, ist wirklich gut angelegtes Geld und deutlich günstiger, als später den teuren Reparaturbetrieb zu finanzieren. “ Er appellierte zudem an das Herz-Jesu-Krankenhaus in Hiltrup, das als letzte Münsteraner Klinik mit Geburtsstation bisher keine Babylotsen hat, ebenfalls am dem Programm teilzunehmen, damit diese Lücke geschlossen werden kann und wirklich alle Familien in Münster profitieren können.